Calumedium 3 - Vom Ende der Liebe

 

Die kostenlose Zeitschrift für Mitglieder und Freunde, erscheint jeweils zum Ende eines jeden Jahres.

Wenn Sie an einer Ausgabe interessiert sind, schreiben Sie eine E-Mail an office@calumed.de .

Die Liebe – sie wird weltweit von jedem zweiten Schlager besungen. Sie ist Hoffnung, Sehnsucht, Traum für viele Menschen auf der Welt. Keiner, der nicht um ihretwillen Schönes und Furchtbares erfahren hat. Niemand, in dessen Leben sie nicht eine prägende Rolle spielt. Ihr Ende nur zu vermuten, scheint da aberwitzig. Was zukünftig aus der Liebe wird, es steht noch dahin. Aber es scheint keine gute Zeit für die Liebe zu sein, ihre Wurzeln sind bedroht oder werden sukzessive gekappt.

Die Liebe mündet immer ins Du. Die Werbung aber verdichtet den Zeitgeist jüngst zu dem Slogan ‚Unterm Strich zähl‘ ich!‘ Die Liebe wird unterwandert, negiert, unterhöhlt, abtrainiert, geopfert. Ihre Totengräber sind zahlreich, sie agieren in Politik, Wirtschaft, Religion, Kultur, Technik und ihre Saat vergiftet unser Leben. Liebe zeigt sich in Gabe und Hingabe. Einer der bekanntesten Werbesprüche aber lautet: ‚Geiz ist geil!‘ Gemeinschaften zerfallen und weichen Bindungen auf Zeit; das gilt für Organisationen wie Partnerschaften. Aus Eheleuten werden vielfach Lebensabschnittpartner, aus Familien werden Patchworkkonstrukte, aus Interessenverbänden werden Projekte, aus Berufen Karrieren mit Trend zur Zweit- und Drittkarriere, die Arbeit wird zum Job, der Nebenjobs braucht, um Leben zu ermöglichen. Wir sind so wendig und flexibel, dass langfristige Beziehungen kontraindiziert scheinen oder aber mit Erwartungen an Tiefe, Innigkeit und erfüllender Exklusivität bis zum Scheitern überfrachtet werden.

Der Mensch wird primär zum Verbraucher und zum Humankapital. Die Parteien und Regierungen werden gekaufte Politikanbieter. Niemand geht noch mit Hannah Arendt davon aus, Politik sei angewandte Liebe zur Welt. Aus Leidenschaften werden geklickte ‚Likes‘, aus Begegnungen werden Kontakte. Der Mensch wird zur selbstbezogenen Monade, der sich aus dem Wunsch nach unbehelligter Zugehörigkeit anpasst, verkauft, verleugnet. Aus Orientierung wird Verwirrung, erzeugt durch Überinformation, Ablenkung und Verschleierung.

„Früher wurden Dinge benutzt und Menschen geliebt. Das Verhältnis dreht sich um. Heute werden die Menschen genutzt und die Dinge ‚geliebt‘, (D. Jarzombek in CALUMEDIUM2). Nein, keine leichte Zeit für die Liebe. Sie hat machtvolle Gegner. – Das sollten diese ersten diagnostischen Impressionen aufzeigen. Hinsichtlich der ‚Totengräber‘ der Liebe haben sich einige Menschen aus dem Calumed-Kreis ihre Gedanken zu Papier gebracht und lassen die Leser nun an ihrer vorläufigen Bilanz Anteil nehmen. In den Anfängen der Calumed-Geschichte gab es einmal die ‚Partisanen der Liebe‘. Folgt man den Ausfuührungen dieser Ausgabe bedarf die Liebe einiges an den Zeitgeist unterwandernden Initiativen und Akteuren. Lieben Sie mit!

Beiträge

  • Der Mensch und das Netz - Dr. Eugen Drewermann
  • Mythos Unabhängigkeit - Dr. Gerhard Huhn
  • Religion - Peter Weigle
  • Wirtschaft-Politik-Kultur - Dieter Jarzombek
  • Erfahrungen aus der Pflege - Birte Hutschenreuter
  • Beobachtungen aus Lebensberatung - Edel Fries
Mensch werden. Mensch bleiben.