Ines

31.07.2022  |  Humans by Calumed

Ich konnte anfangs eher sagen, was ich nicht will. Und eines wollte ich sicher nicht: So leben wie es mir meine Familie vorlebte. Einstieg in den elterlichen Betrieb auf dem Land und gleichsam der Einstieg in die enge kleine Welt meiner Familie. 

Ich verspürte schon früh den Wunsch, meine Kreativität auszuleben und auszudrücken. Ich konnte gar nicht anders als rebellieren und ausbrechen, obgleich mich alle mehr oder minder für verrückt hielten. Ich war jung und traute mich nicht, meinen künstlerischen und ästhetischen Neigungen nachzugehen. Ich war es gewohnt, dass niemand an mich glaubte und so tat ich es selbst nicht. 
Ich machte eine bodenständige Ausbildung beim Zahnarzt, nicht zuletzt, um Geld zu verdienen. Gleich nach meiner bestandenen Prüfung suchte ich das Weite, raus aus der Enge und rein in die Stadt Hamburg. Ich wollte mehr! Wollte weiter und das destruktive Erbe meiner Familie abschütteln, mich ausleben und ausprobieren, ausdrücken. Örtlich hatte ich mich gelöst, innerlich sollte es ein langer Weg werden. 

Die Zeit als alleinerziehende Mutter ließ mich noch wieder andere Herausforderungen meistern und veränderte den Blick auf die Welt. Ich studierte Sozialpädagogik. Auf diesem Feld arbeite ich bis heute. Ich betreue junge Geflüchtete als auch Jugendliche, die sich mit dem Start ins Leben schwertun, biete ihnen ein Zuhause in einer Wohngruppe und leiste Friedensarbeit. Parallel zu meinem Beruf, habe ich immer gestaltend gedacht und gehandelt. Es ging nicht um Worte, sondern um Be-Greifen und das auszusprechen, was nicht gesagt werden kann oder darf. Diese Ausdrucksform nutze ich mit den Jugendlichen, in Kunstkursen mit Schüler*innen und für mich bis heute. Mein eigenes Hand-Werk stelle ich auf Kunstmärkten aus. Ich nähe, male und gestalte nach eigenen Entwürfen. Meine kommunikative Kreativität ist fester Bestandteil meines Lebens und heilt mich und andere. 

Menschen beindrucken mich, wenn sie authentisch und offen sind und mit Herz, Verstand und Leidenschaft tun, was sie tun.

Mensch werden. Mensch bleiben.