Michael

12.06.2022  |  Humans by Calumed

Ich hatte immer ein starkes Bedürfnis nach Freiheit. Anfangs war mir nicht klar, wo ich eigentlich hin will. Es brauchte Umwege, um mich auf die richtige Spur zu bringen. Im ersten Beruf bin ich Gärtner, die Verbindung zur Natur und zu den Pflanzen reizte mich, aber der Beruf war ein Knochenjob. Das konnte es nicht sein. Meine Leidenschaft waren immer die Musik und meine Gitarren. Das sollte ein Weg sein. Auf einer Fete lernte ich einen Klavierstimmer kennen und bei ihm machte ich dann nach einer langen Griechenlandreise ein Praktikum und danach in Hannover eine Lehre als Klavierbauer. Ich dachte: Damit kannst Du in die Welt, Klaviere gibt es überall. Ich wollte nach Australien. Stattdessen kamen Freundin und Vaterschaft. Ich blieb, wurde Klavierbaumeister und war gut 20 Jahre lang in diesem Beruf selbstständig.

Mir dämmerte mit der Zeit, dass da noch Entscheidendes fehlte. Es mangelte mir an Tiefe und Herz. Ich durfte dank des SETs einen neuen Anfang machen, alte Lasten ablegen und alte Wut, mich davon befreien und endlich der werden, der ich bin. Einmal gab es mit einem der Trainer ein Gespräch im Garten. Auf einen Bambus blickend, sagte er: Man muss die Schere tief ansetzen. Ich wusste, er spricht von mir und im Grunde war das Ende des SETs mein eigentlicher Anfang. Dieses Training hat mir ein neues Leben beschert, nicht länger getrieben von Ansprüchen, sondern von dem, was ist, beflügelt. Die Selbstständigkeit bedeutete auch einen gehörigen Raubbau an mir selbst. Mein ganzes Equipment übergab ich einem von mir ausgebildeten Gesellen. Heute arbeite ich im Angestelltenverhältnis, letztlich aber freier in meiner Lebensplanung. Das Training leitete eine starke Transformation ein und hat mich erwartungsfrei liebesfähig werden lassen. In dem Fahrwasser kam von ganz alleine auch Dankbarkeit und Demut.

Was mich trägt? Heute kann ich sagen: der Weg des Herzens. Ich bin katholisch aufgewachsen, empfand aber die Riten und Reden als hohl. Der schlichte Weg der Sufis hat mir Augen und Herz geöffnet. Ich habe den Mut gefunden, auf den See des Lebens hinaus zu schwimmen, - auch ohne das andere Ufer zu sehen, aber voller Zuversicht, dass es da ist.

Eine wesentliche Erkenntnis ist, Liebe stellt keine Bedingungen. Liebe ist.

Mensch werden. Mensch bleiben.