Malte

04.09.2022  |  Humans by Calumed

Ich hatte schon immer gerne gebaut, gebastelt, gezeichnet und hatte die Vorstellung später Ingenieur zu werden, auch um meiner Familie das zu bieten, was mir geboten wurde. Mit sechzehn begann ich eine Ausbildung zum technischen Zeichner, blieb danach im Unternehmen, um mehr Berufserfahrung zu sammeln und machte die Ausbildung zum Techniker. Das war eine ziemlich coole Zeit. Die Klasse in der Berufsschule hatte einen guten Zusammenhalt und alle miteinander waren wir mit Herz bei der Sache.

Danach ging es ins praktische Berufsleben. Nach mehreren Stationen war ich damit betraut, Asphaltmischanlagen zu entwerfen, ich war aber nicht angekommen, sondern eher abgekommen. Ich war verunsichert und depressiv. Ich empfand es als notwendig, mich erst mal mit mir selbst zu befassen.

Schon als ich acht war, hatte man bei mir ADHS diagnostiziert und ich nahm immer noch entsprechende Medikamente. Spätestens bei dem Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik wurde mir deutlich, welchen emotionalen Rucksack ich mit mir schleppte. Ich kam mir nie als richtig vor, war voll versteckter Wut, hatte mich angepasst und meinen Kompass nach außen verlagert, an mir selbst vorbeigelebt. Die Zeit in der Klinik erlebte ich wie eine Reset-Taste.

Ich wurde Yogalehrer, tauchte in eine ‚Spiri-Blase‘ ein und stellte fest, dass die vermeintlichen neuen Ufer nur neue Enge bedeuteten. Ich arbeitete eine Weile auf dem Bau, bereiste für einige Monate Südamerika und wurde im Anschluss Zimmermann. Zwischenzeitlich habe ich noch eine Ausbildung als Körpertherapeut gemacht. Ich fühle mich zwar noch immer nicht angekommen, habe aber mehr Freude am Werden und Wachsen entwickelt und bin gerade eher dabei, die Idee vom Ankommen in Zweifel zu ziehen. Auf die ein oder andere Weise reizt es mich, in Zukunft Menschen bei ihrem Werden, ihren Prozessen zu begleiten.

Tragend war und ist immer wieder das Gefühl: „Das ist es noch nicht“. Der Schatz, der ich bin, ist noch nicht geborgen, ich bin ein unentdecktes Land. Ich war immer etwas lernwiderwillig, weil ich fühlte, ich weiß vieles schon. Ich nehme mich als eine alte Seele wahr.

Ein Mensch ist einer, der nicht gegen alles lebt, sondern der gewaltfrei und integer ist, der aus einer Herzverbundenheit lebt und handelt.

Mensch werden. Mensch bleiben.